Landesmodellprogramm „Einwanderung gestalten NRW" – Kommunales Einwanderungsmanagement
Vor dem Hintergrund der hohen Zuwanderungszahlen nach Nordrhein-Westfalen gerade in den Jahren 2015 und 2016 mussten besondere Integrationsbemühungen unternommen werden. Der Schwerpunkt der Aufgabenbewältigung liegt bei den Kommunen.
Um die Integrationskraft der Kommunen in NRW weiter zu stärken, hat die nordrhein-westfälische Landesregierung das Modellprogramm „Einwanderung gestalten NRW" ins Leben gerufen.
Mit dem Modellprogramm wird das Ziel verfolgt, die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit zur Integration von allen eingewanderten Menschen in den Kommunen zu fördern. So soll ein systematisiertes und koordiniertes Vorgehen zwischen den kommunalen Behörden installiert werden, in dessen Mittelpunkt der eingewanderte Mensch mit seinen Potenzialen und individuellen Bedarfen steht.
Zielsetzung ist es in den Kommunen einen Organisationsentwicklungsprozess anzustoßen, der die strategische Zusammenarbeit bei der Wahrnehmung von Aufgaben fördert, die im Kontext der Integration von Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Fluchthintergrund entstehen.
Nicht nur das Kommunale Integrationszentrum, sondern genauso das Jobcenter, das Sozialamt, die Ausländerbehörde, das Schulamt und andere Ämter sollen sich dem Thema Einwanderungsmanagement annehmen und die Integrationsaufgabe mit umsetzen. Integrationsprozesse sollen für alle handelnden Akteure transparenter, passgenauer und verbindlicher ausgestaltet werden.
Das Innovative am Modellprogramm ist die Methodik, mit der die Modellkommunen arbeiten. Anhand des ressourcenorientierten Blicks des Case-Managements auf den einwandernden Menschen sollen aus den einzelnen Fallperspektiven heraus komplexe Integrationsketten, auch Produktionsnetzwerke genannt, entstehen. Nur durch den Blick über die eigene Handlungslogik und den Rechtskreis hinaus können effizientere Formen der Zusammenarbeit gefunden werden. In den Modellkommunen werden Einzelfälle analysiert, um das Wissen der operativen Ebene über Lücken im System, Sollbruchstellen und auch gute Formen der Kooperation zu identifizieren und anzupassen. Case-Management dient als Katalysator, um Bedarfe im System aufzuzeigen und Optimierungsansätze herauszuarbeiten.
Ansprechpartnerin:
Miriam Palazzi
Tel. 0211 837 2775
E-Mail: miriam.palazzi [at] mkjfgfi.nrw.de (miriam[dot]palazzi[at]mkjfgfi[dot]nrw[dot]de)
Da die Modellprojekte in ihren Zielsetzungen sehr unterschiedlich sind, werden auch verschiedene Zielgruppen in den Blick genommen, hierbei kann es um Menschen mit Duldungsstatus gehen, die bereits seit vielen Jahren in den Kommunen leben, aber auch um Neuzugewanderte, die noch in der Kommunalen Aufnahmeeinrichtung untergebracht sind. Obwohl in den Kommunen einzelne Zielgruppen in den Fokus genommen werden, sollen die Erkenntnisse für alle eingewanderten Menschen übertragbar sein.
Bielefeld
Das Modellprojekt „Einwanderung gestalten“ wird in Bielefeld im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Sozialdezernat (Büro für integrierte Sozialplanung und Prävention), dem Kommunalen Integrationszentrum und der Regionalen Personalentwicklungsgesellschaft (REGE) mbH umgesetzt.
Die Zielgruppe des Projektes sind Neuzuwanderer*innen (d.h. EU-Bürger*innen als auch Drittstaatsangehörige, wobei es sich hierbei um Zuwanderer*innen mit und ohne Fluchtkontext handeln kann).
Die zentralen Ziele des Projektes sind 1. die Erhöhung der Transparenz in der Beratungs- und Angebotsstruktur, 2. die Förderung der Kooperation und Abstimmung zwischen den Akteuren*innen im Integrationsprozess der neuzugewanderten Personen sowie 3. die Schaffung eines schnellen und effektiven Zugangs zu Dienstleistungen in den Handlungsfeldern Sprache und Arbeit.
Zunächst wurden im Rahmen eines „Case-Managements“ Einzelinterviews mit neuzugewanderten Personen durchgeführt. Aus den anschließenden Fallanalysen wurden Handlungsbedarfe identifiziert und verschiedene Maßnahmen eingeleitet/ umgesetzt, die die „Dienstleistungskette“ für die Themenbereiche „Arbeit“ und „Sprache“ optimieren und gleichzeitig einen Beitrag für mehr Transparenz in der Angebotslandschaft leisten.
Die Ergebnisse des Projektes werden u.a. in die angestrebte Entwicklung eines neuen Kommunikations- und Informationssystems für Neuzuwanderer*innen und Integrationsakteure*innen fließen.
Dormagen
Das Modellprojekt ist am 01.06.2017 erfolgreich gestartet. Aufgrund der Bereitschaft aller beteiligten Akteure, an Veränderungsprozessen mitzuwirken, konnten bereits zahlreiche positive Ergebnisse erzielt werden.
Zielsetzungen des Modellprojektes sind:
• Analyse und Optimierung von Prozessen und Strukturen zur Verbesserung Institutionen-übergreifender Zusammenarbeit
• Ausbau einer rechtskreisübergreifenden Netzwerkstruktur
• Weiterentwicklung der Struktur zum bürgerschaftlichen Engagement
• Aufbau einer auf einander abgestimmten fach- und rechtskreisübergreifenden Dienstleistungskette
• Aufbau und Koordinierung von Case-Management
Die Zielgruppe bilden alle Menschen, die der Stadt Dormagen seit 2015 als Flüchtlinge zugewiesen worden sind.
In zahlreichen Projektgruppensitzungen wurden viele Ideen und Vorschläge erarbeitet, deren Umsetzung dazu führen wird, dass sich Zugewanderte schneller in Dormagen zurechtfinden werden. In diesem Zusammenhang wurde die Institutionen-übergreifende Zusammenarbeit verbessert und sowohl interne als auch externe Schnittstellen besser abgestimmt um für die Bürger/innen künftig unnötige Wege und Mehraufwand zu vermeiden. Zahlreiche Umsetzungsideen befinden sich noch im stadtinternen Klärungsprozess.
Beispielhafte Veränderungsansätze mit weitreichendem Wirkungspotenzial:
Im Rahmen der Projektarbeit wurde von allen beteiligten Akteuren bekräftigt, dass Integration nicht mit der Wohnraumversorgung und der Existenzsicherung sowie einem Rechtskreiswechsel endet, sondern an diesem Punkt erst beginnt um eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Ein koordiniertes Vorgehen in diesem Zusammenhang stellt Case-Management sicher. Die Stadt Dormagen strebt daher unter Beteiligung weiterer Akteure seine Implementierung an.
Als eine signifikante Hürde im Integrationsprozess und in der Zusammenarbeit aller Akteure haben sich die Datenschutzbestimmungen erwiesen. Ein behördenübergreifender, anlassbezogener Datenaustausch würde sowohl zu institutionellen Effizienzsteigerungen als auch zur Reduzierung von Behördengängen bei Geflüchteten führen. Zur Lösung dieser Problematik ist eine Vereinbarung zum rechtskreisübergreifenden Datenaustausch aller Behörden in Arbeit.
Dortmund
Das Dortmunder Sozialdezernat sieht die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung und die Gewährleistung guter Teilhabechancen als vorrangiges, gesamtstädtisches Ziel. Allen Dortmunder/innen sollen gute Start- und Rahmenbedingungen für eine gute gesellschaftliche Teilhabe geboten werden. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Modell-Projekt „Einwanderung gestalten NRW“ die Realisierung guter Teilhabechancen für Flüchtlinge durch die Entwicklung und Etablierung einer strategischen Zusammenarbeit zwischen kommunalen und lokalen Ämtern und Behörden sowie Einrichtungen freier Träger und des Ehrenamts.
Dafür werden zunächst an Hand von Fallrekonstruktionen Teilhabebarrieren - wie etwa fehlende Kooperationspartner, mangelnde Kooperation, Schnittstellenprobleme, Sprachbarrieren, optimierbare interkulturelle Kompetenz und fehlende Angebote – für Flüchtlinge identifiziert. Ziel ist es, ein gemeinsames Fallverständnis der beteiligten Akteure zu entwickeln und existierende Integrationshemmnisse zu benennen. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für ein Zielsystem, welches es im weiteren Verlauf des Projektes umzusetzen gilt, um eine gelingende Integration von Zuwanderern zu befördern. Gleichzeitig sollen die Folgerungen aus den Fallrekonstruktionen von Flüchtlingen in die Strukturen der Dortmunder Gesamtstrategie Neuzuwanderung einfließen und so die Verschneidung zwischen den Themen EU2- und Flüchtlingszuwanderung forcieren. Perspektivisch wird der Ansatz zu einem sozialräumlich ausgerichteten "One-Stop-Shop" optimiert und für alle Zuwandernden geöffnet.
Hamm
Das Projekt „Einwanderung gestalten NRW“ setzt an den bisherigen Integrationsstrategien der Stadt Hamm an und entwickelt diese weiter. Ein wesentliches Ziel des Projekts besteht in der Optimierung des kommunalen Integrationsmanagements als Ganzes. Das zentrale Instrument des Integrationsmanagements stellt das kommunale Integrationskonzept dar, welches die Grundlage der integrationsbezogenen Zusammenarbeit der über zehn beteiligten Verwaltungsbereiche und gesellschaftlichen Akteure bildet, die finanziellen Rahmenbedingungen für 48 durchgeführte Maßnahmen schafft sowie eine inhaltliche Struktur zur Planung, Umsetzung und Weiterentwicklung des Integrationsmanagements zur Verfügung stellt. Die Geschäftsführung des kommunalen Integrationskonzepts liegt bei der Projektleitung des Projekts „Einwanderung gestalten NRW“. Insofern wirkt das Projekt in der Stadt Hamm überwiegend auf der strukturellen Metaebene und vergleichsweise weniger in die konkreten Handlungsfelder hinein.
Das Projekt zielt in der Stadt Hamm vor allem auf die qualitative Weiterentwicklung des Integrationskonzepts ab und umfasst dabei insbesondere zwei Ebenen: Die Optimierung des Zusammenspiels der Akteure im Feld der Integration sowie die Unterstützung der beteiligten verwaltungsinternen Akteure bei der konzeptionellen Weiterentwicklung ihrer jeweiligen Arbeitsbereiche.
Zielgruppe des Integrationskonzeptes sind alle nach Hamm zugewanderten Menschen.
Unmittelbare Zielgruppe des Projekts sind zunächst die Leitungen und Fachkräfte insbesondere aus den Bereichen „Kommunales Integrationszentrum“, „Soziales Fallmanagement“, „Schulpsychologie“, „Zuwanderung Südosteuropa“ und „Stadtteilentwicklung“, die bei der Umsetzung des Integrationskonzeptes mitwirken. Diese Zielgruppe soll zunehmend auch auf andere Akteure und Institutionen ausgeweitet werden.
Zwei projektfinanzierte Mitarbeiter (2,0 VZÄ, Leitung und Koordination) bilden das eigentliche Projektteam. Das Projektteam wurde jedoch um die Leitungen der oben genannten Arbeitsbereiche erweitert, um einen intensiven Weiterentwicklungsprozess zu fördern. Die Funktion der Lenkungsgruppe übernimmt die Runde der Geschäftsführung des kommunalen Integrationskonzeptes.
Köln
Mit dem Projekt „Einwanderung gestalten NRW“ soll die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit zur Integration von zugewanderten Menschen in Köln gefördert werden.
Im Wesentlichen wird dieses Ziel durch die folgenden Maßnahmen erreicht:
• Installation eines systematisierten und koordinierten Vorgehens zwischen den kommunalen Dienststellen sowie externen Akteuren, in dessen Mittelpunkt der zugewanderte Mensch mit seinen Potenzialen und individuellen Bedarfen steht. Menschen mit Fluchterfahrung und Migrationshintergrund sollen gleichberechtigte Teilhabe- und Integrationschancen erhalten, damit sie ein anerkannter Teil unserer Gesellschaft werden.
• Verbesserung der sozialen und schulischen/beruflichen Integration durch eine verbesserte Verzahnung der bereits bestehenden Strukturen.
• Transparenter und effektiver Unterstützungsprozess für geflüchtete Menschen, insbesondere durch den Ausbau von Kooperationen und die Einführung eines Case-Managements zum vereinfachten Übergang zwischen den Rechtskreisen sowie zum Abbau von Reibungsverlusten und Doppelstrukturen.
Mit rund 4.000 Geflüchteten ist die Personengruppe der allein-reisenden jungen Menschen im Alter von 18 – 25 Jahren (mit und ohne Kind) anteilsmäßig groß. Sie sind die erste Zielgruppe des Modellprojekts in Köln. Der Fokus liegt hierbei auf der Lebenslage Übergang in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.
Die Erkenntnisse aus dem Projekt werden - sofern möglich - auf andere Personengruppen übertragen.
Als oberste Steuerungsebene ist eine Lenkungsgruppe etabliert. Die Arbeitsgruppe hat aufgrund der Themenvielfalt Unterarbeitsgruppen zu den Themenfeldern Bildung/Arbeit, Sprache, Wohnen, Gesundheit, Existenzsicherung, Teilhabe und Case-Management eingerichtet. Weiterer Themenschwerpunkt wird die Weiterentwicklung der Netzwerkarbeit sein.
Eine Besonderheit in der Umsetzung des Projektes „Einwanderung gestalten NRW“ ist die enge Zusammenarbeit mit externen Fachleuten, insbesondere mit ehrenamtlich Tätigen sowie mit Trägern der Wohlfahrtsverbände.
Kreis Lippe
Das Projekt „Einwanderung gestalten NRW“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Kreis Lippe und der Stadt Detmold. Zentrales Ziel ist die Entwicklung einer Handlungsstruktur für ein kreisweit einheitliches Einwanderungsmanagement. Das Projekt hat zwei Handlungsebenen, die Einzelfallebene und die strukturelle Ebene. Aus der operativen Umsetzung auf der Einzelfallebene werden Rückschlüsse auf Optimierungsbedarfe auf der strukturellen Ebene gezogen.
Dazu werden am Standort Fälle aus den Zielgruppen der Geflüchteten, UMA, sowie Drittstaatlern und EU-Bürgern analysiert. Dazu wird mit den Zuwanderern ein Erstinterview, anhand eines im Projekt erarbeiteten Gesprächsleitfaden, geführt. So werden Informationen über Qualifikationen, Ziele, Unterstützungsbedarfe, involvierte Behörden und über die Sichtweise der Zugewanderten auf die (Zusammen-) Arbeit dieser Behörden und Institutionen gewonnen.
Zur Vertiefung dieser Analyse und Generierung allgemeiner Erkenntnisse zu Optimierungsbedarfen wurden Fallkonferenzen eingerichtet, die sich in zwei Phasen unterteilen. In der ersten Phase geht es konkret um Handlungsansätze und Unterstützungsmöglichkeiten für den Einzelfall. In der zweiten Phase identifizieren die Experten Optimierungsbedarfe. Diese werden gebündelt und in Form von Vorschlägen für lösungsorientierte Arbeitsgruppen der Lenkungsgruppe vorgelegt.
Die Lenkungsgruppe ist das, mit Entscheidungsträgern des Kreises Lippe, der Stadt Detmold und weiterer, relevanter Akteure, besetzte Gremium im Projekt. Sie hat u.a. die genaue Definition der Zielgruppen, die Einrichtung von Arbeitsgruppen und die Einleitung von Veränderungsprozessen zu entschieden. Bisher wurden AGs zu den Themenfeldern „Einwanderungsprozesse“, „Mobilität“, „Gesundheitsberufe“, „Interkulturelle Öffnung“, „Schule“, sowie „Sprach- und Integrationsmittler“ eingerichtet. Lösungsansätze für weitere Fragestellungen zu Themen wie „Leichte Sprache in Behördenbriefen“, „Gemeinsame Werbung für Beratungsangebote“, „ durchgängige Integrationsangebote für Kinder“, „Maßnahmen zur Prävention Ausbildungsabbrüchen“ und „Schulabsentismus“ sind an bereits bestehende Arbeitsgruppen, delegiert worden.
Moers
Nach Beschluss des Lenkungskreises des Moerser Modellprojektes steht zu Beginn des Projektes der Personenkreis der volljährigen, alleinstehenden Menschen im Asylverfahren mit hoher Bleibeperspektive und nach Zuerkennung eines Bleiberechts sowie der Personenkreis der volljährigen Geduldeten in Ausbildung im Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses. Perspektivisch ist die Einbindung aller nach Moers zuwandernden Menschen vorgesehen.
Neben der möglichst passgenauen Abstimmung der Hilfs- und Beratungsangebote ist die Einführung einer Erstanlaufstelle für Zugewanderte als erster Schritt auf dem Weg zu einem städtischen interkulturellen Case-Management Kernstück der Projektumsetzung. Insgesamt verfolgt das Projekt das Ziel der Schaffung von Grundvoraussetzungen einer nachhaltig vernetzten und auf viele Jahre ausgerichteten Integrationsarbeit in der Stadt Moers.
Einzelne Projektgruppen, besetzt mit Vertretungen der relevanten Ämter und Behörden sowie Dienstleistern von Integrationsangeboten, erarbeiten für jedes der ausgewählten Handlungsfelder neue rechtskreisübergreifende Kooperationsformen, die sie dem Lenkungskreis zur Entscheidung vorlegen. In Moers wurden folgende Handlungsfelder erkannt:
• Case-Management
• Begegnung und Partizipation
• Sprache
• Ausbildung-Qualifizierung-Sprache
• Gesundheit
• Wohnen
• Verbraucherkompetenz
Mit der Eröffnung der städtischen „Servicestelle Zuwanderung“ am 01.06.2018 gelang es der Stadt Moers im Rahmen des Projekts, die Einrichtung einer Erstanlaufstelle für Neuzugewanderte zu realisieren. Ihre Zielsetzung ist es, allen nach Moers neu zuwandernden Menschen unmittelbar nach ihrer Ankunft eine umfassende Erstinformation zum Leben in Moers und der BRD sowie zu Unterstützungsmöglichkeiten auf ihrem Integrationsweg zu bieten. Die Servicestelle soll zukünftig Anknüpfungspunkt zu allen Beratungs- und Hilfeeinrichtungen für Neuzugewanderte in Moers sein. Hierzu ist zunächst eine Rollenklärung zwischen Behörden und Beratungseinrichtungen erforderlich. Zudem soll eine abgestimmte Fallverantwortung und -steuerung erreicht werden.
Die in den genannten Handlungsfeldern erarbeiteten Handlungsvorschläge, etwa die Herausgabe von Grundinformationen zum Gesundheitssystem oder die Einführung eines Sprachenpasses, werden im Netzwerk „Einwanderung gestalten NRW“ gemeinsam umgesetzt.
Münster
Zielgruppe des Münsteraner Projektes „Einwanderung gestalten NRW“ sind langjährig geduldete Familien, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen und in kommunalen Unterbringungseinrichtungen leben. Der überwiegende Teil dieser Familien stammt aus dem Westbalkan. Die Familien der Projektzielgruppe konnten in der Vergangenheit kaum von Integrationsangeboten profitieren und sind aufgrund ihrer Herkunft aus sicheren Drittstaaten auch weiterhin von vielen unterstützenden Maßnahmen ausgeschlossen. Gleichzeitig war und ist eine Rückführung in die Heimatländer aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich. Über die Jahre hinweg haben sich in diesem Kontext unterschiedliche soziale Problemlagen entwickelt und zunehmend verfestigt. Der prekäre aufenthaltsrechtliche Status erschwert dabei an vielen Stellen die gesellschaftliche Integration, insbesondere den Zugang zu Wohnraum und Arbeit.
Ziel des gemeinsam vom Sozialamt und der Ausländerbehörde koordinierten Projektes ist die Stärkung der Teilhabechancen der Familien und dabei insbesondere der Kinder und Jugendlichen. Dabei setzt das Projekt an mehreren Ebenen an: Durch die Einführung eines Case-Managements sollen die Familien individuell unterstützt, die ämter- und institutionsübergreifende Zusammenarbeit optimiert und die bestehenden Angebote bedarfsgerecht weiterentwickelt werden. Im Fokus stehen dabei die für ein Bleiberecht maßgeblichen Integrationsleistungen, wie ein regelmäßiger Schulbesuch und die Sicherstellung des Lebensunterhaltes. Die Themenbereiche „Erfolgreicher Schulbesuch“, „Übergang Schule-Beruf“ und „Integration in Erwerbstätigkeit“ bilden daher die Schwerpunkte des Projektes. Darüber hinaus erfolgt eine intensive Auseinandersetzung mit Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der Arbeit mit der Zielgruppe.
Rheinisch-Bergischer Kreis
Das Modellprojekt "Einwanderung gestalten NRW" im Rheinisch-Bergischen Kreis hat sich zum Ziel gesetzt, den Prozess der Einwanderung für die beteiligten Akteure und die Zuwanderer zu verbessern.
Durch die Umsetzung des Modellprojektes „Einwanderung gestalten NRW“ im Rheinisch-Bergischen Kreis soll in einem Zeitraum von zwei Jahren ein interkommunal abgestimmtes und rechtskreisübergreifendes, systematisiertes und koordiniertes Vorgehen pilotiert werden, in dessen Mittelpunkt der zugewanderte Mensch mit seinen Potenzialen und individuellen Bedarfen steht.
Der RBK hat sich dazu entschlossen, die Umsetzung des Projekts als einen offenen Prozess zu gestalten. Hierdurch besteht die Möglichkeit für alle Akteure der Integrationsarbeit diesen aktiv mitzugestalten. Aus fünf Arbeitsgruppen zu lebenslagenbezogenen Themenfeldern (Wohnen, Arbeit & Beschäftigung, Freizeit & Kultur, Gesundheit und Bildung & Erziehung) werden Maßnahmen entwickelt, um Zugewanderte dauerhaft in die Gesellschaft zu integrieren. Das Querschnitt-Themenfeld „Sprache“ wird in den vorhandenen Gremien des Kommunalen Integrationszentrums behandelt.
Das dreiköpfige Projektteam wird die vom Lenkungskreis beschlossenen Maßnahmen bis zum Projektende 2019 steuern, begleiten und verstetigen.
Rheine
Die Stadt Rheine als kreisangehörige Stadt mit ca. 76.000 Einwohnern hat sich im Rahmen des Modellprojektes Einwanderung gestalten – NRW das Ziel gesetzt, rechtskreisübergreifende Strukturen zu analysieren und bei Bedarf neu auszurichten.
Durch die Projektarbeit erhofft sich die Stadt Rheine, die Integrationsprozesse in den zwei Schwerpunktthemen „Spracherwerb“ und „Arbeitsmarkt-, Ausbildungszugang und Qualifizierung“ zu optimieren.
Die Zielgruppe umfasst alle geflüchteten Menschen, die seit 2015 in Rheine leben und Ansprüche nach dem AsylbLG, SGB II, SGB III oder SGB XII haben.
Organisatorisch angebunden ist das Projekt im Fachbereich Soziales, Migration und Integration, mit den Bereichen AsylbLG, SGB II, SGB XII, Ausländerbehörde und Team Begleitung und Beratung von Zuwanderern.
Im Rahmen des Modellprojektes wird in den Arbeits- und Projektgruppen (beteiligte Akteure siehe unten Pkt.2.) an „typischen Fällen“ und Fallrekonstruktionen gearbeitet, um daraus defizitäre Themen zu generieren. Anhand der aufgezeigten defizitären Situationen ist ein dreigliedriges Zielsystem bestehend aus Grundsatz-, Rahmen- und Ergebniszielen erarbeitet worden. Die Grundsatzziele (siehe unten Pkt. 1) wurden von der Lenkungsgruppe (Leitungsebene der beteiligen Akteure) vorgegeben. Die Erarbeitung der Rahmen- und Ergebnisziele erfolgte in den Arbeits- und Projektgruppen (operative Ebene der beteiligten Akteure). In kleineren Projektgruppen wurden dann zu den Ergebniszielen Aktivitäten erarbeitet, die zeitnah von den beteiligten Behörden und Institutionen umgesetzt wurden und werden.
Festgelegte Grundsatzziele für Rheine:
Grundsatzziel 1 (Sprache):
Jeder berechtigte Zuwanderer belegt innerhalb von 8 Wochen einen bedarfsgerechten Integrationskurs
Grundsatzziel 2 (Sprache):
Alle Zuwanderer können sich ab März 2018 über freiwillige Sprachangebote informieren und haben Zugriff auf ein flexibles Sprachangebot
Grundsatzziel 3 (Arbeit-, Ausbildungszugang und Qualifizierung):
Rheine bietet allen Zuwanderern nach ihren Möglichkeiten gute Ausbildungschancen und einen Zugang zum Arbeitsmarkt (möglichst 1. Arbeitsmarkt)
Im Modellprojekt “Einwanderung gestalten NRW “ in der Stadt Rheine sind folgende Behörden, Institutionen und Vereine beteiligt:
• Fachbereich Soziales, Migration und Integration der Stadt Rheine
• Team Beratung und Begleitung von Zuwanderern
• Asylbewerberleistungsgewährung
• Jobcenter – passive Leistungsgewährung
• ABH
• Volkshochschule der Stadt Rheine
• Arbeitsagentur Rheine
• Jobcenter Kreis Steinfurt AöR – Regionalbereich Rheine
• Migrationsdienst des Caritasverbandes Rheine
• EWG Rheine
• Kommunales Integrationszentrum Kreis Steinfurt
• Flüchtlingshilfe Rheine e.V.
• Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Rheine mbH
Wuppertal
In der Stadt Wuppertal werden Integrationsketten für geflüchtete Familien von Beginn ihres Aufenthaltes an bis in den späteren Lebensalltag im Quartier geschaffen. Hierzu werden die integrationsrelevanten Arbeitsprozesse zwischen den Ressorts Zuwanderung und Integration, Kinder, Jugend und Familie - Jugendamt und dem Jobcenter AÖR aufeinander abgestimmt und die behördlichen Integrationsketten mit den Dienstleistungen und Angeboten in ausgewählten Quartieren verknüpft und weiterentwickelt. Die Abstimmung der Arbeitsprozesse und die Beteiligung von Quartiersakteuren sollen dazu beitragen, die migrationsgesellschaftliche Kompetenz zu erhöhen sowie freie Träger, Flüchtlingsinitiativen, Migrantenorganisationen u.v.m. zielgerichteter für die Integration von Flüchtlingen und neu Zugewanderten einzubinden, zu fördern und zu vernetzen.
Zur Erreichung der Ziele werden derzeit folgende Themen in rechtskreisübergreifenden Projektgruppen bearbeitet:
• Wohnen: rechtskreisübergreifendes Verfahren für eine gemeinsame Wohnungsberatung und -vermittlung entwerfen, Reflexion und Beratung von Fällen/Verfahren, mehrsprachige Aushänge entwickeln (u. a. Infoblatt „Wohnungsanmietung bei Familiennachzug“)
• Erziehungskompetenz stärken: gemeinsame Angebote zur Stärkung der Erziehungskompetenz von zugwanderten Eltern für das Leben in Deutschland entwickeln und umsetzen
• Hilfen zur Erziehung: Vereinbarungen zur Zusammenarbeit bei Kindeswohlgefährdung und Hilfen zur Erziehung erarbeiten, Eckpunkte für gemeinsame Wissensvermittlung und Einarbeitung der drei Leistungseinheiten entwickeln (Hospitation, Fort-/Weiterbildung, Fallsupervision)
• Sozialraum: kriteriengestützte Auswahl von Quartieren, Entwicklung von Programmeckpunkten für Quartiersworkshops zur Verknüpfung der behördlichen Integrationsketten mit den Akteuren und Angeboten im Quartier
Mühlheim
In Mülheim an der Ruhr erhalten zugewanderte Menschen unabhängig von ihrem aufenthaltsrechtlichen Status fach-, bereichs- und rechtskreisübergreifend Unterstützungsangebote, die eine umfassende Integration in die Stadtgesellschaft ermöglichen. Vor dem Hintergrund dieser Zielsetzung handeln Verwaltung, ehrenamtlich Tätige und weitere Akteure koordiniert. Dazu soll mit dem Produktionsnetzwerk „Einwanderung gestalten NRW“ ein zielgruppenspezifisches, ganzheitliches und integriertes Fördersystem geschaffen werden, das Angebote einer langfristigen und kontinuierlichen Begleitung und Beratung zur sozialen und beruflichen Teilhabe verknüpft und neue Leistungen in Form von Dienstleistungsketten kreiert. Alle beteiligten Organisationen handeln im Hinblick auf die Zielsetzung koordiniert.
Für die Einrichtung eines handlungsfähigen Produktionsnetzwerkes bedarf es einer Netzwerksteuerung in Form einer Lenkungsgruppe, die die Gesamtverantwortung für die Projektsteuerung und Ergebnisverantwortung trägt. Sie wurde fachbereichs-, amts- und dezernatsübergreifend konstituiert und auf der Ebene von Amts-, Abteilungs- und Bereichsleitung mit Vertretern folgender Organisationen besetzt:
• Ausländerbehörde
• Centrum für Bürgerschaftliches Engagement zur Beteiligung des Ehrenamtes
• Abteilung für besondere Sozialaufgaben (wirtschaftliche Hilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und Unterbringung/Zentrale Wohnungsfachstelle)
• Kommunaler Sozialer Dienst – hier: Hilfen zur Erziehung, Sozialdienst ausländischer Flüchtlinge sowie Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge
• Amt für Kinder, Jugend und Schule
• Jobcenter | Sozialagentur Mülheim an der Ruhr als Träger der Grundsicherung
• Sozialamt – vertreten durch die Amtsleitung, die zugleich die Leitung des Modellprojek¬tes „Einwanderung gestalten NRW“ inne hat
• Kommunales Integrationszentrum
• Agentur für Arbeit.
Die wissenschaftliche Begleitung beobachtet, unterstützt und berät die Kommunen bei ihren Organisationsentwicklungsprozessen und kann dadurch auch nicht die Evaluation der Modellkommunen durchführen. Sie ist als enger Partner der Modellkommunen in alle weiterführenden Ansätze miteinbezogen.
Am Ende der Evaluation sollen Handlungsempfehlungen und Instrumente entwickelt werden, die in Form eines Werkzeugkoffers auch anderen Kommunen zur Verfügung gestellt werden können. Zielsetzung ist es, übertragbare Handlungsempfehlungen für die kommunale Verwaltungspraxis zu entwickeln, die eine strategisch organisierte Einwanderung in Kommunen begünstigen.
Durch das Angebot der Case-Management-Fortbildungen wird es ermöglicht, allen Kommunen in NRW ein Angebot zu machen, um Organisationsentwicklungsprozesse zum Einwanderungsmanagement anzustoßen und die notwendigen Methoden eines rechtskreisübergreifenden Einwanderungsmanagements zu erlernen. Aufgrund der verschiedenen Bedarfe in den Kommunen gibt es diverse Bausteine: es gibt eintägige Informationsveranstaltungen für Mitarbeitende und Führungskräfte, Basiskurse, Aufbaukurse und Supervisionsangebote. Durch den Abschluss der gesamten Weiterbildung besteht die Möglichkeit ein Zertifikat als Case-Managerin bzw. zum Case-Manager (DGCC) zu erlangen.
Weitere Informationen unter:
https://www.paritaetische-akademie-nrw.de/themen-projekte/case-management-einwanderung-erfolgreich-managen/
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