
LSBTIQ* blicken mit Sorge in die Zukunft – Gewalt und Diskriminierung sind verbreitet
Die nordrhein-westfälische Landesregierung veröffentlicht die Ergebnisse der bislang größten Lebenslagenstudie zu LSBTIQ* Personen bundesweit
Nordrhein-Westfalens Landesregierung hat am heutigen Freitag die Ergebnisse ihrer ersten umfassenden Studie zu Lebenslagen und Erfahrungen von LSBTIQ* in NRW mit dem Titel „Queer durch NRW“ vorgestellt. Die bundesweit größte Studie dieser Art liefert tiefgehende Erkenntnisse zu den Lebenslagen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, inter*, nicht-binären und queeren Menschen in Nordrhein-Westfalen.
Die Befragung unter mehr als 5.000 LSBTIQ*, 775 Angehörigen sowie über 5.000 Fachkräften aus verschiedenen Professionen im Jahr 2024 bildet sowohl Zuversicht als auch Sorgen der Community ab. So sind rund Dreiviertel der befragten LSBTIQ* mit ihrer Lebenssituation zufrieden. Sie berichten unter anderem von positiven Erfahrungen, insbesondere in Bereichen wie Freizeit, Kultur, Ehrenamt und sozialer Arbeit. Eine Mehrheit der befragten Personen gibt aber auch an, in den vergangenen fünf Jahren aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Diskriminierung erfahren zu haben. Zudem teilt eine überwiegende Zahl der Befragten mit, in den vergangenen fünf Jahren entweder selbst Übergriffe erfahren zu haben oder Personen im nahen persönlichen Umfeld zu kennen, die Opfer eines Übergriffs wurden. Trans*, inter* und nicht-binäre Personen berichten durchweg besonders häufig von Ungleichbehandlung sowie Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen. Mit Blick auf die Zukunft befürchten mehr als 80 Prozent der LSBTIQ* Befragten, dass sich ihre Situation verschlechtern wird. Sie sorgen sich vor einer zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung.
Familienministerin Josefine Paul: „Für Nordrhein-Westfalen ist es einerseits eine gute Nachricht, dass viele LSBTIQ* derzeit zufrieden sind mit ihrer Lebenssituation in NRW. Es stimmt mich allerdings nachdenklich, dass LSBTIQ* mehrheitlich pessimistisch in die Zukunft schauen. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass die Lebensrealitäten von LSBTIQ* nach wie vor von Diskriminierung, Gewalt und Ungleichbehandlung geprägt sind. Die Landesregierung setzt sich deshalb kontinuierlich dafür ein, queere Menschen vor Diskriminierung zu schützen – unter anderem durch die Förderung psychosozialer Beratungsstellen, die Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit sowie die spezifische Förderung der Landeskoordinationen für Trans* und Inter*.“
Bei der Befragung von Angehörigen aus den Herkunfts- sowie Wahlfamilien von LSBTIQ* sind positivere Ergebnisse erkennbar: Mehr als Dreiviertel der Befragten geben an, dass ihr LSBTIQ*-Familienmitglied in Nordrhein-Westfalen überwiegend oder vollständig gesellschaftlich akzeptiert ist. Gleichzeitig berichtet mehr als die Hälfte der Angehörigen allerdings auch, dass über sie oder ihre Familie Witze und abwertende Bemerkungen gemacht wurden.
Ministerin Josefine Paul: „Es ist ermutigend, dass Angehörige beobachten, dass ihr LSBTIQ* Familienmitglied in Nordrhein-Westfalen gut eingebunden ist. Gleichzeitig zeigt sich, wie viel noch zu tun bleibt.“ Die Untersuchung zeigt außerdem, dass Fachkräfte in NRW die Auseinandersetzung mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt mehrheitlich als wichtig erachten. Die Autorin der Lebenslagenstudie, Dr. Christina Rauh von Rauh Research Management, fasst zusammen: „Viele Fachkräfte wünschen sich einen sachgerechten Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt.“
Befragt wurden beispielsweise Polizei- und Lehrkräfte, Fachkräfte in der Justiz, in der Pflege oder auch in Freizeit- und Kultureinrichtungen. Dabei bezeichnet mehr als die Hälfte der befragten Fachkräfte ihr Arbeitsumfeld als queersensibel oder sehr queersensibel – insbesondere solche aus der sozialen Arbeit, der Jugendhilfe und der psychosozialen Versorgung. In einem gesonderten Abschnitt untersucht die Lebenslagenstudie drei Themenbereiche als Schwerpunktthemen: Integration, Gesundheit sowie Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen. Zur Vertiefung dieser drei Schwerpunktbereiche und um die Expertise verschiedener, auch intersektional spezialisierter Fachstellen einzubinden, wurden neben den Online-Befragungen zusätzlich sowohl Expertinnen- und Experten-Interviews, als auch Fokusgruppendiskussionen geführt. Die Umsetzung der Studie „Queer durch NRW“ basiert auf dem Landtagsbeschluss „Den Aktionsplan für Vielfalt und gegen Homo- und Transfeindlichkeit auf erweiterter Datenbasis weiterentwickeln“ (Drucksache 18/6360). Durchgeführt wurde sie vom sozialwissenschaftlichen Institut Rauh Research Management.
Die vollständige Studie ist auf der Webseite des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration NRW abrufbar. Ausgewählte Ergebnisse lassen sich dabei auch interaktiv über eine Online-Anwendung entdecken: https://www.mkjfgfi.nrw/menue/lsbtiq/studie-zu-lebenslagen-und-erfahrungen-von-lsbtiq-nrw
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