Zentrale Gedenkstunde in Dülmen zum Volkstrauertag 2022: Gedenken an Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft
Zur diesjährigen zentralen Gedenkstunde zum Volkstrauertag in Nordrhein-Westfalen sind am Samstag, 12. November 2022, in der Kirche St. Viktor in Dülmen Vertreter der Landespolitik sowie Akteure aus Dülmen zusammengekommen.
In diesem Jahr hat Ministerin Josefine Paul als Vertreterin der Landesregierung das Totengedenken verlesen. Thomas Kutschaty, Staatsminister a.D., MdL, Vorsitzender des Landesverbandes NRW im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. hat die offizielle Begrüßung der geladenen Gäste übernommen. Die Gedenkrede hielt Landtagsvizepräsident Rainer Schmeltzer.
Ministerin Josefine Paul: „Wir erinnern an und trauern um die Opfer von Gewalt und Krieg, die in vergangenen und gegenwärtigen Kriegen ihr Leben verloren haben oder deren Leben der Krieg überschattet hat. Der Volkstrauertag ist Auftrag für uns alle. Es liegt in unser aller Verantwortung, für Frieden und Versöhnung einzutreten, in Nordrhein-Westfalen, Europa und der ganzen Welt. Durch den Krieg in der Ukraine wird uns diese Verantwortung auf schreckliche Weise noch sehr viel bewusster. Die Bilder des Krieges sind nah und kaum zu ertragen, denn hinter all diesem Leid stecken individuelle Schicksale von Menschen. Wir müssen in diesen Zeiten zusammenstehen, zusammen an der Seite der Ukraine und ihrer Menschen und derjenigen, die bei uns Schutz suchen.“
Rainer Schmeltzer, Landtagsvizepräsident: „Der Volkstrauertag ist in diesem Jahr in seinen Dimensionen spürbar anders. Der Krieg ist zurück in Europa und nicht einmal eine Tagesreise mit dem Auto entfernt schießen Menschen aufeinander. Raketen zerstören unschuldige Leben. Gerade an einem Tag wie heute müssen wir als Landtag Nordrhein-Westfalen und als Demokratinnen und Demokraten wehrhaft und standhaft gegenüber denjenigen sein, die Misstrauen und Missgunst in unserer Gesellschaft säen wollen. Das sind wir den Millionen Opfern von Krieg und Gewalt schuldig, um die wir heute trauern.“
Thomas Kutschaty, Staatsminister a.D., MdL, Vorsitzender des Landesverbandes NRW im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.: „In diesem Jahr gedenken wir der Toten beider Weltkriege, der Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und aller Menschen, die in späteren Kriegen durch Gewalt ums Leben kamen. Gleichzeitig schauen wir fassungslos auf unser europäisches Nachbarland, die Ukraine, wo unschuldige Menschen sterben, ihre Existenzgrundlage und ihre Heimat verlieren und flüchten müssen. Künftige Generationen werden uns nach den Motiven, Überzeugungen, Interessen und gelebter Solidarität fragen, die uns während dieses Krieges geleitet haben. Und wir werden diese Fragen beantworten müssen.“
Carsten Hövekamp, Bürgermeister der Stadt Dülmen: „Ich freue mich sehr, dass das Land Nordrhein-Westfalen die zentrale Gedenkstunde in Dülmen ausrichtet. Der Volkstrauertag und die damit verbundene Erinnerungskultur hat in unserer Stadt einen besonderen Stellenwert und wird in allen Ortsteilen begangen. Es ist nicht nur ein Tag des Gedenkens und der Erinnerung. In der aktuellen Situation ist seine Botschaft besonders wichtig: Kriege erzeugen nichts Anderes als Hass, Gewalt und Leid. Das führt uns der russische Angriff auf die Ukraine mit erschütternder Deutlichkeit vor Augen.“
Die Gedenkstunde hat in diesem Jahr aufgrund von Corona-Schutzmaßnahmen erneut nicht öffentlich und ohne Einladung an die Bürgerinnen und Bürger stattgefunden.
Der Volkstrauertag findet alljährlich zwei Wochen vor dem Ersten Advent statt. Am Vortag führen Landtag, Landesregierung und Volksbund NRW traditionell eine gemeinsame Gedenkveranstaltung durch. In diesem Jahr fällt der Volkstrauertag auf den 13. November. Tradition ist auch, dass die Gedenkveranstaltung jedes Jahr in einer anderen Kommune in Nordrhein-Westfalen stattfindet. 2021 war Dormagen Gastgeber, nun Dülmen.
Der Volkstrauertag wurde 1922 als Gedenktag für die Toten des Ersten Weltkriegs ins Leben gerufen. Die Nationalsozialisten benannten den Tag in „Heldengedenktag“ um und stellten ihn in den Dienst ihrer kriegsverherrlichenden Propaganda. Seit 1945 wird am Volkstrauertag auch der zivilen Opfer des Krieges gedacht. Neben den gefallenen Soldaten wird auch der Männer, Frauen und Kinder gedacht, die in den besetzten Ländern und in Deutschland zu Opfern von Krieg und Gewalt geworden sind. Hierzu zählen ausdrücklich auch die Menschen, die aus politischen, religiösen und rassistischen oder anderen Gründen verfolgt und ermordet wurden. Heute ist der Volkstrauertag den Toten von Krieg und Gewalt gewidmet und dient zugleich der Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden. In diesem Jahr steht der Volkstrauertag unter dem Zeichen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. wurde 1919 gegründet. Er kümmerte sich zunächst um die Gräber der deutschen Kriegstoten des Ersten Weltkrieges im europäischen Ausland, ab 1946 auch um die Kriegsgräber des Zweiten Weltkrieges. Auf seine Anregung hin wurde der Volkstrauertag wiedereingeführt. Heute pflegt der Volksbund 832 Kriegsgräberstätten mit mehr als 2,8 Millionen Gräber in 46 Staaten Europas und Nordafrikas. Unter dem Motto „Gemeinsam für den Frieden“ betreibt der Volksbund Jugendbildungs- und Begegnungsstätten in Deutschland und dem benachbarten Ausland, die jährlich von bis zu 20.000 jungen Menschen besucht werden. Der Volksbund organisiert in der Regel jedes Jahr bis zu 50 Workcamps und Internationale Jugendbegegnungen in Deutschland und im europäischen Ausland.
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