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Landesregierung startet „Sofortprogramm Kita“

Ministerin Josefine Paul schaut in die Kamera. Sie steht vor einer grün-beigen Wand.

Landesregierung startet „Sofortprogramm Kita“

Um die Situation in der Kindertagesbetreuung zu verbessern, hat das MKJFGFI mit den Trägern ein Maßnahmenpaket vereinbart.

08.02.2023

Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die Krankheitswellen und ein andauernder Fachkräftemangel bringen die Einrichtungen der Kindertagesbetreuung in Nordrhein-Westfalen in eine besonders herausfordernde Lage. Die Landesregierung legt deshalb nun das mit den kommunalen und freien Trägern abgestimmte „Sofortprogramm Kita“ vor, das ein Bündel von Maßnahmen umfasst. Es handelt sich um ein gemeinsames Papier, bei dem sich die Träger und die Landesregierung in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich auf erste Maßnahmen verständigt haben. Denn Land, kommunale und freie Träger und Landesjugendämter bilden eine Verantwortungsgemeinschaft, wenn es um die Sicherstellung des Dreiklangs von Bildung, Erziehung und Betreuung in den Kindertageseinrichtungen geht.

Das Sofortprogramm ist im engen Austausch mit den Trägern entstanden. Es stellt in einer Situation, die durch besondere Herausforderungen für Kinder, Familien, Einrichtungen und Beschäftigte gekennzeichnet ist, einen ersten, vorgelagerten Baustein der Fachkräfteoffensive für Sozial- und Erziehungsberufe dar, für das die Landesregierung im vergangenen Jahr den Grundstein gelegt hat.

Klar ist: Die Maßnahmen können nur ein erster Schritt sein, dem weitere folgen werden. Das Programm beinhaltet u.a. die Weiterführung und Ausweitung der Förderung der praxisintegrierten Ausbildung zum Kinderpfleger oder zur Kinderpflegerin, eine stärkere Ansprache junger Menschen im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) in einer Kita und die Ausweitung bzw. Sicherstellung der Einsatzmöglichkeiten der als Ergänzungskräfte Beschäftigten als ein zentrales Anliegen aus der Trägerlandschaft. Die Maßnahmen werden unverzüglich umgesetzt und sollen innerhalb der nächsten Monate ihre Wirkung entfalten.

Familienministerin Josefine Paul: „Mit dem ,Sofortprogramm Kita‘ ergreifen wir kurzfristig erste, notwendige Maßnahmen in dieser akuten Situation. Der Fachkräftemangel ist gleichwohl eine der größten sozialen Herausforderungen der nächsten Jahre, weshalb das Sofortprogramm nur ein erster Schritt sein kann. Für mich ist klar: Der Status quo muss mittel- und langfristig verändert werden, damit alle Kinder bestmögliche Chancen auf gute Bildung und gesellschaftliche Teilhabe haben. Nun gehen wir kurzfristig erste Schritte, um die Beschäftigten, Eltern und Kinder zu entlasten.“

Das Sofortprogramm beinhaltet folgende Maßnahmen:

I. Wir holen mehr Menschen schneller in die Kitas

Kita-FSJ: Zurzeit gibt es in Nordrhein-Westfalen circa 10.500 aus Bundesmitteln geförderte Plätze im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ). Kitas sind schon heute klassische Einsatzorte für junge Menschen, die sich im FSJ engagieren. Die Landesregierung beabsichtigt, das Kita-FSJ noch stärker zu forcieren, damit junge Menschen, die das FSJ im Bereich der Kindertagesbetreuung absolvieren möchten, auch den Weg in die Kitas finden. Damit wollen wir mehr junge Menschen für die wichtige Arbeit im Bereich der frühkindlichen Bildung gewinnen.

Förderung der praxisintegrierten Ausbildung Kinderpfleger und Kinderpflegerin: Über das aktuelle Kindergartenjahr hinaus wollen wir die erfolgreiche praxisintegrierte Ausbildung zum Kinderpfleger und zur Kinderpflegerin (PiA-K) auch im kommenden Kindergartenjahr 2023/24 fortführen. Mit dem Beginn des Ausbildungsjahres zum 1. August 2023 können bis zu 900 Ausbildungsplätze in der Kindertagesbetreuung neu gefördert werden. Zusammen mit der am 1. August 2022 begonnenen Förderung von rund 500 Plätzen werden in den Jahren 2023/24 insgesamt bis zu 1.400 Ausbildungsplätze gefördert. Dafür stehen Mittel in Höhe von insgesamt mehr als 20 Millionen Euro bereit.

Multiprofessionelle Teams und damit den Quereinstieg fördern:
Wir möchten weiterhin unterschiedliche Zielgruppen und Professionen für eine Tätigkeit in der Kindertagesbetreuung gewinnen. Deswegen erleichtern wir den Quereinstieg für Interessierte und sprechen weitere Zielgruppen gezielt an. Hochschulen sollen strukturiert angesprochen werden, um Studierende aus pädagogischen Fachrichtungen gezielt für den Einsatz in der Kindertagesbetreuung zu gewinnen. Darüber hinaus sollen weitere Berufsgruppen (Psychologen und Psychologinnen, Sportpädagogen und Sportpädagoginnen, Kunstpädagogen und Kunstpädagoginnen oder auch Medienpädagogen und Medienpädagoginnen) für den Einsatz in Kitas zugelassen und gewonnen werden.

Ausweitung Integrationsbegleiterinnen: Wir wollen das landesgeförderte Projekt der Integrationsbegleiterinnen auf ganz Nordrhein-Westfalen ausweiten. Die Integrationsbegleiterinnen – Frauen mit eigener Einwanderungsgeschichte - bereichern die Kindertagesbetreuung ungemein: Sie unterstützen die pädagogischen Fachkräfte und sind wichtige Ansprechpartnerinnen für die Familien. Zugleich haben die Projektteilnehmerinnen einen Einstieg ins Berufsfeld. Entscheidend für den Erfolg und die Ausweitung des Projektes ist auch, dass die Träger den Frauen mit eigener Integrationserfahrung aufgrund von Flucht oder Migration Praxisstellen zur Verfügung stellen.

Kampagne für Kitas: Ergänzend zu den zum Teil bereits bestehenden und weiteren eigenen Image- und Personalgewinnungskampagnen der Träger, legt das Land eine Kampagne auf. Wir wollen damit Zielgruppen wie zum Beispiel Männer und Menschen mit Einwanderungsgeschichte gezielt für die Arbeit in den Sozial- und Erziehungsberufen ansprechen und so weitere Unterstützung für unsere Kitas gewinnen.

II. Wir setzen Personal zielgerichtet und flexibel ein

Eine solide Datenlage schaffen: Wir werden gemeinsam mit den Trägern zeitnah wissenschaftlich erheben, wie sich der Personaleinsatz in der Kindertagesbetreuung aktuell gestaltet. So erfassen wir die Nutzung der bestehenden rechtlichen Regelungen, um Hürden und Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu identifizieren und – wenn möglich - anzupassen.

Beschäftigte weiter flexibel einsetzen: Wir kommen einer zentralen Forderung der öffentlichen und freien Träger nach und verlängern die im Rahmen der Pandemie erlassenen Flexibilisierungen beim Personaleinsatz. Wir schaffen über die Personalverordnung die rechtliche Grundlage dafür, dass die Träger die Beschäftigten dauerhaft flexibel einsetzen können. Die Möglichkeit, auch Ergänzungskräfte, wie z.B. Kinderpfleger und Kinderpflegerinnen, in allen Gruppenformen im Rahmen des Mindestpersonals einzusetzen, schafft dauerhafte berufliche Perspektiven für diese Beschäftigten.

Handlungsmöglichkeiten der Träger stärken: Gemeinsam mit den Trägern und den Landesjugendämtern haben wir vereinbart, Beratungs- und Unterstützungsangebote weiterhin auszubauen und durch den intensivierten Austausch Synergien zu schaffen, um zum Beispiel Good-Practice-Beispiele für Informations- und Unterstützungsangebote zum besseren Personaleinsatz strukturiert auszutauschen.