Erste Nordrhein-Westfalen-weite Studie liefert Daten zu Fachkräftesituation in der Kinder- und Jugendhilfe
Das Land Nordrhein-Westfalen schafft erstmals solide wissenschaftliche Grundlage für die Fachkräfte-Lage in der Kinder- und Jugendhilfe: Der Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund hat unter dem Titel „Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe“ erstmalig eine speziell auf Nordrhein-Westfalen zugeschnittene Analyse zum Thema Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe erstellt. Arbeitsfeldübergreifend analysieren die Forschenden darin den Personalbestand, aktuelle Personallücken, zu erwartende Personalgewinnung in der Kinder- und Jugendhilfe und insbesondere für die Kindertagesbetreuung auch zukünftige Personalbedarfe.
Die Studie attestiert den höchsten Personalstand in der Kinder- und Jugendhilfe, den Nordrhein-Westfalen je hatte. So beläuft sich die Anzahl des Gesamtpersonals in der Kinder‐ und Jugendhilfe in Nordrhein-Westfalen in den Jahren 2020/2022 auf rund 208.700 Personen. Davon waren insgesamt rund 193.000 pädagogisch tätige Personen in der Kinder‐ und Jugendhilfe in Nordrhein-Westfalen beschäftigt. Dies entspricht einem Zuwachs seit 2010/11 von 59.000 Personen beziehungsweise 44 Prozent. Dabei verzeichnen die Kindertageseinrichtungen (Kitas) mit einem Plus von 59 Prozent den größten Anteil am Wachstum des Personals in der Kinder‐ und Jugendhilfe im Zeitraum zwischen 2011 und 2022.
Gleichwohl sieht sich das in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsene System mit der gesamtgesellschaftlichen Problematik des Fachkräftemangels konfrontiert. So analysiert die Studie je nach Szenario bis 2030 einen zusätzlichen Personalbedarf im Bereich der Kindertageseinrichtungen zwischen rund 9.000 und rund 20.000 Beschäftigten im System. Zahlen der Bundesagentur für Arbeit signalisieren für das Jahr 2022 unterdessen eine Vollbeschäftigung innerhalb des Teilarbeitsmarktes der Kinder‐ und Jugendhilfe, was die Gewinnung weiterer Arbeitskräfte erschwert.
Kinder- und Jugendministerin Josefine Paul: „Der Fachkräftemangel ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich in vielen Branchen zeigt. Mit der Studie liegt nun endlich und erstmals eine verlässliche und breite Datenbasis für die Sozial- und Erziehungsberufe in Nordrhein-Westfalen vor. Viele Befunde decken sich dabei mit den Erfahrungen, die die Kitas – aber auch weitere Dienste und Einrichtungen und nicht zuletzt die Menschen, die davon betroffen sind – vor Ort machen. Wir werden auf Grundlage der Studienergebnisse unsere bestehenden Maßnahmen weiter ausschärfen und an dem Ziel arbeiten, das schnell wachsende System personell zukunftsfest aufzustellen. Positiv ist, dass es nach wie vor viele Menschen gibt, die sich für einen der vielseitigen Berufe in der Kinder- und Jugendhilfe interessieren. Um diese Personen möchten wir gezielt werben.“
Die Landesregierung begegnet dem Fachkräftemangel in den Sozial- und Erziehungsberufen mit zahlreichen Maßnahmen. Dazu zählt das Kita-Helfer-Programm, mit dessen Hilfe der Einsatz von nicht-pädagogischem Personal in den Einrichtungen landesseitig gefördert wird. Auch ist es den Einrichtungen durch einen entsprechenden Erlass möglich, ausländische Studienabsolventinnen und -absolventen mit geringem bürokratischen Aufwand einzustellen. Die Landesregierung wird in Zukunft noch stärker sowohl bei jungen als auch bei lebenserfahrenen Menschen für den Einstieg in pädagogische Berufe werben und sie darin unterstützen. Zuletzt ist in diesem Rahmen Ende Dezember die neue Kampagne #WTFuture gestartet.
Das Forschungsprojekt wurde durch das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
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